von Dr. Walter Kuhn gemeinsam mit Dr. Dieter Fervers
Foto: Peter Herrmann
Walter Kuhn: Installation "Neues Leben aus den Trümmern" 2022
Fotos: Walter Kuhn
Foto: Gisela Elbracht-Iglhaut
Walter Kuhn:
Ausschnitt aus der Rede zur Vernissage am 19. März 2022
......ursprünglich geht diese Mohnblumensymbolik von England aus, wo man mit kleinen
Mohnblumen am Revers – besonders in den Novembertagen - schon seit langer Zeit dessen in
den Kriegen gefallener Soldaten gedenkt.
Ich habe dieses Symbol aufgegriffen und meinerseits ausgeweitet, um damit an alle Opfer aller
Kriege weltweit zu erinnern und gleichzeitig zum Frieden aufzurufen.
Und dieser Aufruf hat durch die furchtbaren Ereignisse in der Ukraine an schrecklicher Aktualität
gewonnen, und wir alle hoffen sehnlichst auf baldigen Frieden. Wir trauern um alle Opfer auf
ukrainischer Seite wie auch um die russischen Gefallenen, die ein unverantwortlicher
Machthaber in den Krieg gezwungen hat, den sie selbst und ihre Angehörigen wohl ebenso
wenig gewollt hätten.
D+H.
Zum ersten Mal habe ich mehr als 3000 dieser Mohnblumen im November 2018 gepflanzt – 100
Jahre nachdem der Erste Weltkrieg mit dem Waffenstillstand von Compiegne zu Ende gegangen
ist. Das geschah auf dem Münchner Königsplatz.
Sehr mit Bedacht hatte ich damals diesen großen Münchner Platz ausgewählt, denn das war
dort, wo Hitler bald nach der Machtergreifung militärische Paraden abgehalten hat, wo das
Kulturzentrum der sog. „Hauptstadt der Bewegung“ entstand und wo auch schon früh die ersten
Bücherverbrennungen stattgefunden haben.
Und es war meine Absicht, mit den Blumen an diesem ehemaligen Kultort der Nazis nicht zuletzt
auch all jener zu gedenken, die deren Ideologie von Antisemitismus und Rassenwahn
millionenfach zum Opfer gefallen sind.
So verstand und verstehe ich meine Blumen immer auch als Mahnblumen mit der dringenden
Aufforderung, sich dafür einzusetzen, dass so etwas
n i e m a l s w i e d e r g e s c h i e h t.
Und dass das einer dauerhaften Anstrengung in unserer Gesellschaft bedarf, zeigen Putins
Überfall auf die Ukraine ebenso wie auch die zahlreichen und zunehmenden rassistischen und
terroristischen Anschläge in unserem Land, von denen leider ja auch Solingen in der
Vergangenheit nicht verschont geblieben ist.
D+H
ganz bewusst haben wir für diese Kunstinstallation deshalb auch einen Termin innerhalb der
Internationalen Wochen gegen Rassismus festgesetzt, dessen aktuelles Motto diese
Aufforderung treffend unterstreicht.
Das Motto heißt H a l t u n g z e i g e n
Und Haltung zeigen, das bedeutet,
- solidarisch zu sein mit den Menschen, die von Kriegen, von Rassismus,
Antisemitismus, Islamismus und anderen menschenfeindlichen Aktionen und
Einstellungen betroffen sind.
- Haltung zeigen heißt, sich aktiv für ein gewaltfreies Miteinander und gegenseitigen
Respekt einzusetzen.
- Haltung zeigen, das heißt auch, immer wieder Diskriminierungen in Bezug auf
Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion, soziale Lage oder sexuelle Identität
aktiv zu widersprechen
….. und das geht schon damit an, sich für gleiche Chancen und Gerechtigkeit bei der Bewerbung
für einen Job und dessen Bezahlung, der Bewerbung für eine Wohnung und beim Zugang zu
Bildung etc. einzusetzen.
- und schließlich bedeutet Haltung zeigen, die Freiheit, Würde und Rechte aller Menschen
gleichermaßen zu achten und aktiv zu beschützen, wie es ja auch unser Grundgesetz
vorschreibt.
Auch wenn wir vielleicht nicht persönlich betroffen sind - wir müssen uns alle einmischen und
aktiv werden gegen Krieg und Rassismus. Und wir müssen dabei insbesondere auch solchen
Politikern und Medien die Stirn bieten, die durch rassistische Äußerungen und ihre Verbreitung
selbst zu einem Klima beitragen, das Anschläge von Solingen über München bis Hanau und
Halle und an vielen anderen Orten befördert.
D+H.
Mit Sorge ist zu beobachten, dass seit Beginn der Pandemie rassistische Zuschreibungen und
antisemitische Welt- und Feindbilder unter dem Label der „Querdenker“ und der freien
Meinungsäußerung immer unverblümter und aggressiver auftreten …. sowohl auf der Straße als
auch im Netz.
Solche Auftritte gefährden den demokratischen Grundkonsens unserer Gesellschaft, und deshalb
dürfen wir diesen Gruppen die Bühne nicht alleine überlassen.
Auch da kommt es auf jede und jeden Einzelnen von uns an, …… Zivilcourage und Haltung zu
zeigen.
….. und auch meine Mahnblumen mit der Aufforderung „Never Forget – Never Again“ sollen ein
kleiner künstlerischer Beitrag dazu sein.
Vielen Dank !